Kinder lernen durch Erleben auf landwirtschaftlichen oder bei verarbeitenden Betrieben „Kartoffeln sind ja schmutzig!“ Erstaunt mustert Julian die erdigen Knollen, die er mit seinen Klassenkameraden aus der Erde buddelt. Sie schauen ganz anders aus als die glattschaligen hellen Dinger im Plastiknetz, die zu Hause im Kühlschrank liegen und über deren Herkunft er bisher nicht mehr wusste als: Supermarkt. Was früher selbstverständlich war, muss heute neu gelehrt und gelernt werden. Denn das Wissen der Menschen darüber, wo ihre Lebensmittel herkommen und wie sie erzeugt werden, ist in letzter Zeit arg geschwunden. Die Waren im Supermarkt sind oft so stark verarbeitet, dass man ihre Ausgangsstoffe kaum noch erahnen kann, und ihre Herkunft ist meist unbekannt. Zu jeder Jahreszeit und unabhängig von der aktuellen heimischen Erntesituation ist immer alles zu haben.
Mit Sicherheit: Wir können in dieser Infogesellschaft nicht immer und überall alles wissen. Die Informationen prasseln von allen Seiten nur so auf uns ein. Doch wäre es fatal, wenn in dieser Infoflut das Wissen über die Herkunft und die Art und Weise der Erzeugung unserer Lebensmittel als ein wichtiges Fundament unseres Daseins verloren ginge. Denn die Konsum- und Essgewohnheiten der Menschen haben erheblichen Einfluss auf die eigene Gesundheit, die Natur und Umwelt, die Struktur von Landwirtschaft und Handwerk, das soziale und kulturelle Gefüge sowie das Landschaftsbild.
Wenn es um Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen geht, sind natürlich die Schulen die erste Adresse. Um diese elementaren Kenntnisse wieder stärker zu vermitteln, wendet sich das Projekt Lernort Bauernhof von Region aktiv Chiemgau-Inn-Salzach daher direkt an Schülerinnen und Schüler. Schulklassen werden dazu eingeladen auf den Bauernhöfen, in den Gärtnereien, in Bäckereien oder Mühlen jene Menschen kennen zu lernen, die ihre Lebensmittel erzeugen. Von ihnen sollen sie die Abläufe und Zusammenhänge erfahren, und zwar durch erlebnisorientiertes Lernen: Spüren, Tasten, Riechen und Schmecken heißt die Devise. Die Betriebsbesuche sollen mehr als nur ein Ausflug sein. Sie sollen in den Schulunterricht eingebunden werden, das heißt ihn ergänzen und bereichern. Zu diesem Zweck wurden die Lehrpläne nach Themen zu Landwirtschaft, Gartenbau und Ernährung durchforstet und entsprechende altersgerechte Unterrichtseinheiten erstellt – in Absprache mit Lehrkräften sowie mit Bäuerinnen und Bauern.
Die Begeisterung von Lehrerinnen und Schülern ist groß. Es macht den Kindern Spaß, selber mit Hand anzulegen, selber auszuprobieren und selber zu sehen, wie Dinge funktionieren und was sie alles zusammen schaffen können. Da wird Substrat für die Pflanzen gemischt und in Töpfe gefüllt, mit Schnüren werden Salate exakt in Reihenabstände gepflanzt, Kartoffeln nicht nur mit dem Roder, sondern auch mit Schaufeln ausgebuddelt, Äpfel gesammelt, probiert und versaftet, Futterrationen für eine Kuh zusammengestellt und gewogen. Gelbe Riesenkürbisse werden gemeinsam auf den Schubkarren gehievt, um sie in die Halle zu fahren. Und am Ende wird ein Teil der Ernte zerschnipselt, gesaftet und geköchelt und schließlich verspeist und getrunken, und es ist unglaublich, wie gut die selber geernteten Sachen schmecken, ganz ohne Geschmacksverstärker und Farbstoffe, einfach pur oder mit einem bisschen Salz, einem bisschen Butter oder Öl – und sonst nichts.
Dies sind Erlebnisse, die hängen bleiben, die sich den jungen Menschen positiv einprägen und ihr Verhalten auch in der Zukunft bestimmen können. Dies gilt vor allem dann, wenn die Lehrerinnen die Besuche in ihren Unterricht durch eine entsprechende Vor- und Nachbereitung einbinden, wenn möglich fächerübergreifend. Am besten ist es, wenn so ein Betriebsbesuch kein Einzelfall bleibt, sondern mit den Jahren weitere folgen. Themen gibt es genügende, und eine lohnende Investition in unsere Zukunft ist es allemal.
Was hat das Projekt „Lernort Bauernhof“ zu bieten?
• Um Lehrerinnen und Lehrern den Zugang zum Thema Landwirtschaft zu erleichtern, haben wir nach den Vorgaben des jeweiligen Lehrplans Projektvorschläge ausgearbeitet. Tipps zur Vor- und Nachbereitung sowie Literaturhinweise runden diese Unterrichtseinheiten ab.
• Um den Bäuerinnen und Bauern den Einstieg in die pädagogische Arbeit zu erleichtern, stehen auch ihnen Hilfen für die Vorbereitung zur Verfügung (Ablaufpläne, Tipps, u.a.).
• Wir informieren die Lehrerinnen und Lehrer darüber, welche Betriebe Veranstaltungen anbieten.
• Wir organisieren Besuche von Landwirten oder Fachpersonal in den Schulen.
• Wir beraten sowohl Lehrerinnen und Lehrer als auch Bäuerinnen und Bauern zu Fragen des Versicherungsschutzes und der Haftung.
• Um die Qualität unserer Angebote zu sichern, bieten wir Fortbildungen sowohl für Lehrkräfte als auch für Bäuerinnen und Bauern an. Im Rahmen dieser Maßnahmen werden auch Bauernhöfe in der entsprechenden Region vorgestellt, die gerne mit den Schulen zusammenarbeiten.
Ihr Ansprechpartner
TAGWERK-Förderverein e.V.
Dr. Michael Rittershofer
Algasing 1
84405 Dorfen
Tel.: 08081/9379-50
Fax: 08081/9379-30
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www.tagwerk.net
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